Kann eine Schwerhörigkeit tatsächlich die Entwicklung einer Demenz verursachen?

Hören und Verstehen ist die anspruchsvollste Leistung des Gehirns überhaupt.  Bei keiner anderen Tätigkeit sind so viele Hirnzentren gleichzeitig aktiv wie beim Verstehen von Sprache!  Hören und Verstehen setzt aber ein intaktes Sinnesorgan, unser Ohr,  und  eine intakte Datenleitung ins Gehirn (Hörnerv und Hörbahn) und einen intakten „Sprachcomputer“ (Hörzentren) in unserem Gehirn voraus.

 

Wenn Teile der Hörbahn und unserer Hörzentren im Gehirn längere Zeit nicht mehr stimuliert werden, kommt es genauso zu Abbau-Erscheinungen  wie bei einem nicht mehr beanspruchten Muskel. In der Muskulatur dauert dieser Prozess ein paar Wochen, im Gehirn Jahre.

 

In der letzten Zeit sind verstärkt Studien publiziert worden, die auf die dramatischen Folgen eines unversorgten Hörverlustes hinweisen.  Das  Demenz-Risiko verdoppelt sich bei Menschen mit geringgradiger Schwerhörigkeit,  verdreifacht sich bei Personen mit mittelgradiger Schwerhörigkeit  und verfünffacht sich bei höhergradiger unversorgter Schwerhörigkeit.

 

Darüber hinaus steigt  auch das Risiko einer Depression erheblich an.  Die Betroffenen ziehen sich aus dem Leben zurück, weil sie in Gesellschaft nicht mehr verstehen, sie resignieren und vereinsamen.

 

Studien zeigen aber auch, dass der ganzen unheilvollen Entwicklung durch rechtzeitige die Versorgung mit Hörgeräten entgegen gewirkt werden kann.  Perfekt angepasste Hörgeräte sind geradezu „Fitnessgeräte“ für unser Gehirn!   Leider erfolgt die Hörgeräte-Versorgung im Schnitt noch immer 10 Jahre zu spät.  Die Annahme, man könnte die Ohren durch ein Hinauszögern der Hörgeräteversorgung „trainieren“  ist völlig falsch!

 

Wenn der Patient diesbezüglich von selbst den Arzt aufsucht,  ist der Abbau im Gehirn oft schon soweit fortgeschritten, dass nur mehr ein Teil  der mit Hörgeräten neu gewonnen Information korrekt verarbeitet werden kann.  Der Rest wird als „Störlärm“ empfunden, die Schuld dafür den Hörgeräten gegeben. Kein Hörgerät, nicht einmal das einfachste, produziert primär „Störlärm“.  Wir sprechen dann von einer „zentralen Schwerhörigkeit“.

 

Dieser unheilvollen Entwicklung  sollte durch rechtzeitige Diagnose-Stellung  entgegen gewirkt werden. Genauso wie Vorsorge-Untersuchungen  der Haut, der Brust, der Prostata, der Augen heute selbstverständlich sind ist ein rechtzeitig  durchgeführter Hörtest,  spätestens ab dem 60.LJ routinemäßig (bei allen Verdachtsfällen natürlich auch früher!)  zu fordern, um dieses wichtige Sinnesorgan und die geistige Fitness bis ins hohe Lebensalter zu erhalten.